Der Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung wird in den
kommenden Jahren weiter ansteigen. Und auch die durchschnittlich in
Gesundheit verbrachte Lebenszeit verlängert sich – die Menschen werden
gesünder älter.
Trotzdem steigt die Prävalenz von Krankheiten und funktionellen
Einschränkungen im höheren Alter deutlich an. Obwohl das Alter nicht
ausschließlich eine Phase gesundheitlichen Abbaus ist, treten bestimmte
Erkrankungen, Multimorbidität und Pflegebedürftigkeit in späteren
Lebensjahren häufiger auf. Die Auswirkungen chronischer Krankheiten (wie
Schmerzen, Bewegungs- und Koordinationsstörungen) sowie nachlassende
Fähigkeiten der Sinnesorgane, können zu eingeschränkten
Teilhabemöglichkeiten führen und das psychische Wohlbefinden im Alter
beeinträchtigen.
Deswegen ist es wichtig zu wissen, dass Gesundheit
in jedem Alter gefördert werden kann und auch bei der Zielgruppe der
„Älteren“ noch wirksam ist. Strategien und Maßnahmen der
Gesundheitsförderung und Prävention für ältere Menschen können die
Chance auf ein längeres Leben mit möglichst vielen Jahren in guter Gesundheit und einer hohen Lebensqualität unterstützen. So können
Mobilität erhalten, Selbstständigkeit und Teilhabe im Alltag
unterstützt, chronische Erkrankungen verhindert oder verzögert sowie die
Entstehung von Pflegebedürftigkeit hinausgezögert werden.
Was ist Gesundheit? Welche Faktoren belasten bzw. fördern die Gesundheit?
Wird von Gesundheit gesprochen, so denken die meisten Menschen an Krankheit und medizinische Versorgung. Das Thema Gesundheit rückt häufig erst dann in den Vordergrund, wenn ein Mensch erkrankt oder etwas nicht mehr wie gewohnt funktioniert.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht dagegen von einem positiven Verständnis von Gesundheit aus.
Gesundheitsförderliche Maßnahmen im Quartier (Verhaltensprävention)
Gesundheitsförderliche, auf das Verhalten bezogene Maßnahmen im Quartier legen den Fokus auf die Person und die individuelle Lebensweise bzw. das Gesundheitsverhalten. Ziel ist die Befähigung (Empowerment) einer Person zu mehr gesundheitsbewusstem Verhalten sowie die Reduktion von riskanten Verhaltensweisen.
Mit verhältnisbezogenen Maßnahmen soll die Gesundheit der älteren Menschen durch eine gesundheitsförderliche Gestaltung der Lebenswelten (z. B. Quartier, Pflegeheim) verbessert werden. Ein gesundheitsförderliches Quartier zeichnet sich dadurch aus, dass gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern Ideen für ein gesundes Leben im Quartier entwickelt werden. Wege um die Lebensbedingungen so gestalten zu können, dass Gesundheitsbelastungen gesenkt werden (z. B. Stress, Lärm oder Unfallgefahren) und gesundheitsdienliche Ressourcen gefördert werden (z. B. soziale Netzwerke, Bildung oder Bewegung im Alltag) stehen dabei im Mittelpunkt.
Ein Schlüssel dafür ist zum einen die aktive Beteiligung der älteren Menschen in Entscheidungs- und Entwicklungsprozesse (Partizipation) im Quartier. Sie ist für die Akzeptanz der späteren Maßnahmen von großer Bedeutung. Zum anderen ist die Entwicklung gesundheitsfördernder Strukturen im Quartier wichtig. Um bspw. die Alltagsbewegung der Quartiersbewohnerinnen und -bewohner zu fördern, kann die Fußläufigkeit im Quartier analysiert und daraufhin angepasst werden (z. B. über Stadtteilspaziergänge). Eine bewegungsfreundliche Gestaltung des Quartiers wirkt sich nachweislich positiv auf die Alltagsbewegung und die soziale Teilhabe aus. Strukturelle Einflussfaktoren für eine gesunde Ernährung sind neben gut erreichbaren Einkaufsmöglichkeiten auch Orte für gemeinsame Mahlzeiten und Begegnungen (z. B. in Mehrgenerationenhäusern oder Nachbarschaftstreffs). Denn die soziale Funktion von Mahlzeiten ist für ältere Menschen wichtig. Gemeinsame Mahlzeiten bringen Abwechslung in den Alltag und sind willkommener Anlass, Bekannte zu treffen. Die Autonomie, alltägliche Dinge selbst erledigen zu können und zwischenmenschliche Kontakte zu pflegen, hat ebenfalls positive Auswirkungen auf die Gesundheit im Alter. Die Voraussetzung für Autonomie ist dabei ebenfalls eine an den Bedürfnissen von älteren Menschen orientierte Infrastruktur im Quartier (Einkaufsmöglichkeiten, Barrierefreiheit in der Wohnung und im öffentlichen Nahverkehr, Sicherheit im öffentlichen Raum).
Gerade bei verhältnisbezogenen Maßnahmen ist es zentral, Akteure aus unterschiedlichen Zuständigkeitsbereichen im Quartier wie Gesundheit, Alter, Soziales, Verkehr, Quartiers- und Stadtentwicklung, aber auch soziale und karitative Träger einzubinden, da die Zuständigkeiten z. T. in unterschiedlichen Verwaltungs- und Aufgabenbereichen liegen und nur gemeinsam ein gesundheitsförderliches Quartier gestaltet werden kann. Häufig lassen sich zur Vernetzung und für Kooperationen im Quartier bereits vorhandene Netzwerke nutzen (z. B. Runde Tische, Kommunale Gesundheitskonferenzen).
Für ältere Menschen besitzt das Quartier, in dem sie leben, eine zentrale Bedeutung. Dies gilt umso mehr, je stärker die Mobilität durch gesundheitliche Einschränkungen oder mangelnde finanzielle Ressourcen beeinträchtigt ist. Zentraler Bezugsrahmen im Alter ist demnach der unmittelbare Nahraum – der fußgängig erreichbare Wohnraum oder das Quartier – in dem die Versorgung für das tägliche Leben stattfindet und zwischenmenschliche Kontakte bestehen.
Das Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG.NRW) hält für Akteure in der Quartiersarbeit diverse Angebote zum Themenbereich Gesundheit / Gesundheitsförderung / Prävention bereit:
Ein umfassender Internetauftritt ermöglicht einen Einstieg in das Thema „Gesundheitsförderung und Prävention im Alter“.
Die Gesundheitsberichterstattung liefert u. a. Daten zum Gesundheitszustand der Bevölkerung, den Gesundheitsdeterminanten und der Gesundheitsversorgung, auf deren Grundlage Maßnahmen im Quartier entwickelt werden können.
Workshops, kommunale Praxis- und Vor-Ort-Dialoge vertiefen das Thema anhand von guten Beispielen, ermöglichen den kollegialen Austausch zwischen unterschiedlichen Akteuren und bieten eine Plattform zur praktischen Erprobung verschiedener Methodiken für die Arbeit im Quartier.
Über Planungshilfen wie z. B. den Fachplan Gesundheit werden kommunale Akteure in ihrem Vorhaben unterstützt, eine gesunde Lebens- und Wohnumgebung zu gestalten. Ebenso zeigt der Leitfaden Gesunde Stadt vielfältige Faktoren auf, die zu einem gesundheitsfördernden Lebensumfeld beitragen und die bei der Entwicklung von Städten und Quartieren berücksichtigt werden sollten.
Darüber hinaus finden prozessorientierte Vor-Ort-Beratungen statt, die kommunale Akteure bei der Umsetzung von integrierten Programmen und Maßnahmen im Quartier unterstützen sollen.