Zu der Frage was Kultur eigentlich ist, gibt es fast noch mehr
Definitionen als zu der Frage, was denn ein Quartier eigentlich ist.
Eine aus der Goethezeit stammende Begriffsbestimmung beschreibt Kultur
bzw. die Kultivierung als einen Prozess, der die „größtmögliche
Vervollkommnung aller körperlichen und geistigen Anlagen eines
Individuums zur harmonischen Ganzheit“ (Busche: 74) zum Ziel hat.
Überträgt man diese Idee auf die Quartiersebene, könnte man also
formulieren, dass die Quartiersarbeit auf die Entwicklung aller im
Quartier vorhandenen Anlagen und Ressource abzielt, um sie zu einem
harmonischen und lebenswerten Ganzen für alle Bewohnerinnen und Bewohner
zu bringen. Dazu gehören natürlich die im Masterplan altengerechte
Quartiere.NRW genannten Gestaltungsfelder Wohnen und Versorgung als
Basis des täglichen Lebens, dazu gehören aber auch die Gestaltungsfelder
Gemeinschaft erleben und sich einbringen. Diese umfassen Dinge, die
nicht so offensichtlich und leicht darstellbar sind wie die Verbesserung
der Einkaufsmöglichkeiten oder eine barrierefreie Wohnung. Dinge die
dennoch unabdingbar sind, wenn es um die Ausprägung einer
Quartierskultur und einer Quartiersidentität geht, die aber auch schwer
fassbar sind. Der niederländische Wissenschaftler Fons Trompenaars
verdeutlicht die Bedeutung einer kulturellen Identität am folgenden
Beispiel: „Ein Fisch spürt erst dann, dass er Wasser zum Leben braucht,
wenn er nicht mehr darin schwimmt. Unsere Kultur ist für uns wie das
Wasser für den Fisch. Wir leben und atmen durch sie.“ (Fons Trompenaars
1997)
Dieses Beispiel ist nicht auf einen bestimmten Sozialraum bezogen, deutet aber darauf hin, dass ein Quartier mehr ist, als das Zusammenspiel bestimmter Versorgungsfunktionen, dass das Quartier eine Dimension besitzt, die sich in ganz bestimmten Formen ausdrückt und die es ebenso prägen wie eine bestimmte Architektur.
Kulturelle Aktivitäten sind ein Ausdruck der Quartiersidentität und zugleich ein Beitrag zur Ausprägung dieser Identität. Die Möglichkeit gemeinsam Theater zu spielen, Videos zu drehen, zu musizieren, Kunstausstellung zu besuchen oder selber zu gestalten, sich fortzubilden, zu diskutieren etc. sind sowohl Mittel zur persönlichen Entfaltung als auch Wege, neue Menschen kennenzulernen, Freundschaften zu schließen, sich einzubringen und Gemeinschaft zu erleben.
Das Kunst und Kultur nicht nur in der Museen, Opern und Theatern
stattfinden muss, sondern auch von Bürgerinnen und Bürgern gestaltet im
Quartier oder sogar auf der Autobahn stattfinden kann, hat das
Ruhrgebiet im Rahmen der Kulturhauptstadt 2010 eindrucksvoll bewiesen.
Unter dem Titel „Kultur im Quartier“ möchten wir an dieser Stelle Raum für die Vorstellung quartiersbezogener kultureller und
künstlerischer Aktivitäten für und von Bewohnerinnen und Bewohnern
bieten und auf Strategien zur Ermöglichung und Unterstützung im Quartier
hinweisen.
Literatur
Busche, Hubertus: Was ist Kultur? Erster Teil: Die vier historischen
Grundbedeutungen. In: Dialektik 2000/1 FelixMeinerVerlag 2000
Fons Trompenaars, Charles Hampden-Turner: Riding the Waves of Culture. New York: McGraw-Hill Publishing, 1997
Darstellende -, Musizierende – und Bildende Künstlerinnen und Künstler sowie Be- und Anwohnende des Quartiers waren Darsteller einer Inszenierung von Rolf Dennemann, die die tatsächliche Wohnumgebung, Straße, Bürgersteig, Balkon, Wohn- und andere Zimmer, Hauseingänge und Fenstersimse zur Bühne machte.
Theater nicht nur für Gelsenkirchener Bürgerinnen und Bürger zu machen sondern auch mit Ihnen bildet die zentrale Idee der Volxbühne am Consol Theater. Schlagworte wie Partizipation oder Beteiligung werden im Mehrgenerationenhaus Consol Theater mit künstlerischen Projekten umgesetzt. Amateurinnen und Amateure aus der ganzen Region arbeiten dabei immer mit professioneller Regie, Theaterpädagogik und Musik. Mehr als 100 Aktive von 5 bis 95 stehen im Consol Theater auf der Bühne, singen, lesen und tanzen gemeinsam und lassen eine eigene grunddemokratische Welt entstehen.
Eine Skulptur aus 1000m2 Stoff bauen, Fotos machen, Videos drehen, den Klang des Viertels einfangen, Texte und Aktionen entwickeln. An zwei Wochenenden im August wurden die Menschen im Stadtteil Ostersbaum eingeladen, zusammen mit Künstlern Geschichten aus dem Viertel miteinander zu verweben und in Szene zu setzen. Angesprochen wurden Menschen aller Altersstufen, um Geschichten aus Wuppertal zu sammeln, gemeinsam ein großes Objekt zu bauen, sich tänzerisch zu bewegen, ihr schauspielerisches Talent auszuprobieren oder einen musikalischen Beitrag zu leisten.
MitmachWerkStadt am Platz der Republik (Skulptur bauen)
Mitmachen konte jede und jeder. Wer Lust hatte, sich intensiv mit den persönlichen Anekdorten der Anwohnerinnen und Anwohner, dem Stadtviertel und der Geschichte des Platzes zu beschäftigen, war gerne gesehen.
Im Rahmen des Sommerblut Kulturfestivals wurde unter der künstlerischen Leitung von Gabi Reinhardt in Köln Bocklemünd ein Stadtteil zur Bühne!
Einen Abend lang konnten die Bewohnerinnen und Bewohner ihren Stadtteil in ein anderes Licht tauchen. Sie standen auf ihren Balkonen
und erzählen dort wütend, glücklich oder träumend vom Bocklemünder
Leben: Was bedeutet Gemeinschaft? Kenne ich meinen Nachbarn? Warum lebe
ich hier und nicht anderswo?
Das Stück ist in Zusammenarbeit mit den Bewohnern entstanden.
Ein Stadtteil wird zur Bühne und Theater wird zum Fest!
Die Vermittlung von Medienkompetenz in jedem Lebensalter wird vom Bennohaus im Ostviertel Münster als zentrale Aufgabe verstanden. Damit verfolgt es das Ziel, allen den Zugang zu den positiven Nutzungspotentialen der Medien (z.B. Bildung, Kommunikation) zu eröffnen und Medien relektiert zu nutzen. Damit leistet es einen wichtigen Beitrag zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Der Zugang für alle Bürgerinnen und Bürger zu einem selbstbestimmten und sozial verantwortlichen Medienumgang ist für das Bennohaus eine besonders wichtige Aufgabe, so dass es diese bedarfsorientiert ausgestaltet.
Grundsätzlich steht im Alter mehr Zeit zur Verfügung. Ältere Menschen nutzen Medien nicht nur passiv, sondern auch aktiv, je nach Informationsinteressen und Bedürfnissen. Hier bietet das Internet ganz neue Chancen mit seinem quasi unbegrenzten Zugang zu Informations-, Wissens- und Bildungsangeboten.
Als Bürgerhaus lebt das Bennohaus vor allem davon, dass die Bürger sich aktiv einbringen. Dass sie den gegebenen Raum nutzen, um ihre Freizeit, ihre Umwelt und ihre Nachbarschaft zu gestalten. Hier haben sie die Möglichkeit, eigene Interessen auszubauen, neuen Ideen nachzugehen und über „den Tellerrand“ zu schauen, sei es auf interkultureller, medialer oder generell auf sozialer Basis.
kubia – Kompetenzzentrum für Kultur und Bildung im Alter
Als Fachforum und Serviceplattform informiert kubia über die Themenschwerpunkte Kulturgeragogik und Kulturelle Bildung im Alter, Förderung des Generationendialogs, Kunst und Kultur in der Pflege und bei Demenz, Stärkung des kulturellen Engagements, Kulturteilhabe älterer Migrantinnen und Migranten, internationale Trends und Forschung, Seniorentheaterszene in Nordrhein-Westfalen sowie Inklusion.
Kompetenzzentrum für Kultur und Bildung im Alter am Institut für Bildung und Kultur e.V. Küppelstein 34 42857 Remscheid Telefon: 02191 794 297 Fax: 02191 794 290 E-Mail: ibk@ibk-kultur.de